Vincent van Gogh
1853 – 1890
Das Bild, das wir uns heute von Künstlern machen, ist sicher abgeleitet aus dem dramatisch verlaufenen Leben von Vincent van Gogh. Es ist ein romantisiertes Bild, das in Wirklichkeit nur selten unter Künstlern vorkommt. Schon in jungen Jahren war Van Gogh ein gequälter Mann mit einem jähzornigen und unruhigen Charakter, der davon überzeugt war, dass alle gegen ihn waren. Alle außer sein Bruder Theo, der ihn bis zu seinem Tod unterstützte und ihm Geld gab. Van Gogh war ein starker Raucher und seine Gesundheit war aufgrund seines von Armut geplagten Lebens und seiner schlechten Ernährung ausgesprochen mäßig. Bereits in seiner Jugend litt er unter Depressionen, die auf eine psychische Erkrankung hindeuten können.
Für Van Gogh war es ein ziemlich schwieriges Unterfangen, auf Anraten seines Bruders Theo schließlich doch Künstler zu werden. Er versuchte sich als Angestellter im damals renommierten Kunsthandel Goupil & Cie, war Laienprediger und ging sogar als Bibelsammler von Tür zu Tür. Nichts gefiel ihm und niemand wollte ihn beschäftigen.
Obwohl er sich mehrfach um eine klassische Kunstausbildung an den Kunstakademien in Antwerpen und Brüssel bemühte, beendete er aufgrund seines ungestümen Charakters nichts und entwickelte sich als Autodidakt weiter. In den Jahren, in denen er bei Goupil & Cie, in Den Haag, London und Paris arbeitete, nutzte er die Gelegenheit, die Museen dieser Städte zu besuchen.
Erst in den letzten vier Jahren seines kurzen Lebens – er wurde 37 Jahre alt – schuf er mit fieberhaftem Arbeitseifer die meisten seiner Bilder. Vor allem während seiner Zeit in Arles, in dem von ihm so benannten Gelben Haus, entstanden zahlreiche berühmte Gemälde. Sternennacht über der Rhȏne (1888), Die Sternennacht (1889), Caféterrasse bei Nacht (1888) und Weizenfeld mit Krähen (1890) sind Gemälde, in denen Van Gogh mit großem Elan seine Bewunderung für das Licht und die Farben Südfrankreichs zum Ausdruck bringt. Seine Leidenschaft für die Arbeit drückte sich nicht nur in einer Vielzahl von Gemälden aus, sondern auch in seiner besonderen Handschrift als Maler. Die wilden und gleichzeitig regelmäßig nebeneinander gesetzten dicken Pinselstriche verleihen dem Werk eine Dynamik, die es so noch nicht gegeben hatte. Van Gogh verwendet nicht nur die zum Strich passenden Farben – Gelb, Blau und Grün –, sondern reproduziert auch das Licht der Sonne und der Sterne durch seine Malweise in kreisenden Bewegungen, die das Schimmern fühlbar machen. In einem Brief an seinen Bruder Theo sagt Van Gogh:
„…unter einer schwefelfarbenen Sonne, unter einer Luft aus reinem Kobalt. Das Motiv ist so schwierig! Aber genau deshalb will ich es beherrschen. Denn es ist ehrfurchtgebietend, diese gelben Häuser in der Sonne und dann die unvergleichliche Helligkeit des Blaus.“
Sternennacht über der Rhone, 1888, Öl auf Leinwand, 72 x 92 cm. Sammlung Musée d’Orsay, Paris
Die Sternennacht, 1889, Öl auf Leinwand, 74 x 92 cm. Sammlung Museum of Modern Art, New York
Weizenfeld mit Krähen, 1890, Öl auf Leinwand, 50,5 x 103 cm. Sammlung van Gogh Museum, Amsterdam (Vincent van Gogh Stiftung)
Caféterrasse bei Nacht (Place du Forum), 1888, Öl auf Leinwand, 80,7 x 65,3 cm. Sammlung Kröller-Müller-Museum, Otterloo